Der Winter hält Europa seit Wochen fest im Griff. Durch die Neuschneefälle bleibt die Lawinensituation in den Alpen weiterhin angespannt. In den vergangenen acht Tagen sind 15 Menschen in Österreich und Italien durch Lawinenabgänge ums Leben gekommen, darunter auch einige Deutsche. Italien plant nun "Lawinen-Rowdys" hart zu bestrafen.
Nach einem Wochenende mit insgesamt acht Lawinentoten in den italienischen Alpen erwägt die Regierung Berlusconi ein härteres Vorgehen gegen Menschen, die Lawinenabgänge verursachen. Eine gerade im Senat diskutierte Eilverordnung zum Katastrophenschutz sieht für Auslöser einer Lawine mit Todesopfern Haftstrafen vor, berichteten italienische Medien am Montag.
Unvorsichtigen, die sich trotz Warnung außerhalb der erlaubten Pisten begäben oder gefährliche Exkursionen unternähmen, sollen in Zukunft bis zu 5000 Euro Geldbuße drohen. Die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten reagiert damit auf den wiederholten Appell des italienischen Zivilschutzes.
Zu viele Menschen würden dem verantwortungslosen Verhalten von Bergsteigern und Skifahrern zum Opfer fallen, hatte Zivilschutzchef Guido Bertolaso vor kurzem kritisiert. Auch die Helfer der Bergrettung müssten oft ihr Leben aufs Spiel setzen, nur um unvorsichtige Skifahrer in Sicherheit zu bringen.
Messner:"Eine hysterische Reaktion"
Wenig Glück: Für über sechzehn Menschen kam in den vergangen Tagen alle Hilfe zu spät (Foto: Picture Alliance).
Extrembergsteiger Reinhold Messner sieht in den geplanten Maßnahmen "eine hysterische Reaktion". Mit derartigen Gesetzesinitiativen werde "dem Alpinismus der Garaus gemacht", meinte der 65-Jährige. Jeder Bürger trage eine Verantwortung gegenüber den anderen, "auch die, die Bergsport betreiben". Dafür brauche man kein neues Gesetz, sondern viel mehr bessere Aufklärung.
Sieben Menschen waren am Wochenende in Norditalien von Lawinen in den Tod gerissen worden. Eine am Sonntag noch lebend aus dem Schnee befreite Frau erlag am Montagmorgen ihren Verletzungen, wie die römische Tageszeitung "La Repubblica" (Online-Version) berichtete. Durch eine Kaltfront, die vor allem den Norden Italiens seit einer Woche mit klirrenden Minustemperaturen und starkem Schneefall überzieht, herrscht in fast allen nördlichen Berggebieten sowie in den mittelitalienischen Abbruzzen seit Tagen erhöhte Lawinengefahr.
Sieben Tote in Österreich
Auch in Österreich ist es seit vergangenen Donnerstag zu etlichen fatalen Lawinenunfällen gekommen. Dabei verloren auch drei deutsche Wintersportler ihr Leben: Im Zillertal (Tirol) starb eine Tourengeherin aus Bayern, im Kleinwalsertal (Allgäu) verunglückte ein Snowboardfahrer aus Baden-Württemberg. Am Pitztaler Gletscher wurde ein Tourgeher, ebenfalls aus Baden-Württemberg, von einer Schneebrettlawine mitgerissen und tödlich verletzt, wie die österreichische Bergrettung mitteilte.
Tote in Bayern
Auch in Bayern viel zu tun: Bergwacht bei einem Rettungseinatz (Foto: Picture Alliance).
Im bayerischen Teil der Alpen kamen ebenfalls drei Menschen ums Leben. Im Allgäu starben ein britischer Soldat bei Oberstdorf und ein Student aus Baden-Württemberg.
Bei einem Lawinenabgang am Taubenstein (1692 Meter) nähe Bayrischzell wurde eine Tourengeherin aus München von den Schneemassen verschüttet und konnte nur noch tot geborgen werden. Ihr Begleiter überlebte ohne nennenswerte Verletzungen.